MANFRED’S MULTICORE-BLOG 2: MESSERÜCKBLICK
Hier bin ich wieder zum MultiCore Blog-2. Letztes mal war´s ja so was wie´ne Einführung in´s Thema. Diesmal blicke ich auf zwei Veranstaltungen zurück, die Electronica vom Herbst 2006
und die EmbeddedWorld 2007.
Zur Electronica gab´s ja diesmal einen großen Teil „embedded“ mit Konferenz und der MultiCore Expo. Zu letzterer habe ich einen besonderen Bezug: Während der EmbeddedWorld 2005 hatte ich vergeblich versucht, unterschiedliche Disziplinen (Hardware, Software, Tools,
Compiler, Debugger, Hochschulen, etc.) an einen „Runden Tisch“ zu bekommen, um über zukünftige MultiCore Systeme nachzudenken, und gemeinsam geeignete Plattformen zu entwickeln und vor allem auch geeignete Ingenieure dafür auszubilden. „interessant, aber das
ist nicht Mainstream“ oder „schön, aber dafür haben wir keine Zeit“ waren nur zwei der unterschiedlichsten Antworten.
Also hab ich meine Gedanken ein paar amerikanischen Freunden erzählt und die hatten spontan gesagt: „gute Idee, da fragen wir mal den Markus“. Tja, so ist die MultiCore Association um Markus Levy entstanden, die inzwischen namhafte Mitglieder in Arbeitsgruppen haben und schone mehrere nationale und internationale Veranstaltungen bestritten.
Warum geht so was nicht bei uns? Warum haben wir anscheinend keine Zeit für den Blick über den Tellerrand? Wo ist die Blockade? Scheuen wir das Risiko?
Aus meiner nun schon über 30-jährigen Industrie-Erfahrung, gerade auch mit der Art, wie die Amerikaner mit Innovationen umgehen, kann ich nur sagen „armes Deutschland“. Es ist einfach nicht damit getan, immer schnellere und protzigere Autos zu entwickeln und zu fertigen – ich bin überzeugt, dass wir langfristig unsere Innovationskraft auch in anderen Bereichen einsetzen müssen und können; besonders wenn´s um´s Umsetzen in die Massenproduktion geht – persönlich wünsche ich mir das besonders im Bereich alternativer und erneuerbarer Energien.
Zurück zur MultiCore Expo. In den Vorträgen war interessantes zu hören, besonders die Bestätigung meiner seit 1999 verbreiteten These, dass wir in naher Zukunft hunderte von Cores auf einem Chip haben werden. Es gab Ansätze zur Architektur, Systemdesign, Tools, etc. aber den, aus meiner Sicht, wichtigsten Punkt, nämlich einen allumfassenden neuen Ansatz eines Hardware & Software CoDesigns vermisse ich immer noch.
Auf der EmbeddedWorld gab´s aus meiner Sicht nichts wirklich revolutionäres – dass es nach CoreDuo nun Core2Duo gibt und Core2Quattro im Gespräch ist, war ja einfach vorherzusehen. Aber das sind aus meiner Sicht gar keine „richtigen“, da nicht beliebig skalierbaren, MultiCore Systeme. Alle Cores sitzen auf einem Shared-Bus mit Shared-Memory und behindern sich gegenseitig bei Shared-Zugriffen auf den Speicher und die Peripherie. Da hilft auch kein Benchmarking weiter, das nur so genanntes SMP (Symmetric Multi Processing) unterstützt.
Richtig skalierbare MultiProzessorSysteme mit jeweils lokalem Speicher und schnellen Kommunikationspfaden braucht die Welt mit Tools, die das Entwickeln, Testen und Debuggen der Applikationen zum Genuss machen und Menschen, die so was verstehen, gemeinsam entwickeln und die nächste Generation dafür ausbilden!
Tschüss, bis zum nächsten Mal.
Der Manfred Helzle
Manfred.Helzle@embedd.it
Anmerkung der Redaktion: Manfred Helzle ist Geschäftsführer der embedded.it und Pionier bei Multicore-Technologien. Seit über 20 Jahren begleitet er die Entwicklungen im Multiprozessorbereich, auch DSPs und FPGAs.
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